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Nachdem ihr unsere Klamotten bereits seit längerer Zeit auch bei 80s Casuals in Düsseldorf sowie bei Casual Couture in Hamburg ergattern könnt, sind wir nun in einem weiteren Store vertreten. So dürfen wir voller Stolz verkünden, dass ihr euch ab sofort auch bei Casual Company in Rostock Pikobello einkleiden könnt – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Jungs bieten eine top Productrange von etablierten Labels wie MA.Strum, Lacoste, Adidas, New Balance, über Weekend Offender, Peaceful Hooligan bis hin zu Senkrechtstartern wie Hawkins & Joseph. Darunter mischen sich des Weiteren auch gelungene Eigenkreationen des im Mai 2015 im Hansaviertel gegründeten und dort ansässigen Labels. Wir freuen uns, dass wir nun dieses Sortiment unsererseits ergänzen.

Der (Profi-)Fußball als Lebensmittelpunkt. Jedes Wochenende on Tour, um seine Mannschaft in den Stadien der Republik zu unterstützen oder auch mal gerne an den Arsch der Welt zu begleiten und auch unterhalb der Woche gibt es kaum einen Tag, der sich nicht um Verein oder Fanaktivitäten dreht. Wer kennt das nicht? Doch ist man im Endeffekt nicht einfach Spielball von Vereinen, Verbänden und Funktionären, die sich mit dem Business Bundesliga die Taschen vollstopfen?! Philipp Markhardt rechnet in seinem Buch „How to survive ohne Fußball“ mit den Machenschaften des Geschäfts mit dem runden Leder ab und holt manchen Fußballromantiker auf den Boden der Tatsachen zurück.
Natürlich weiß tief im Inneren jeder von uns, was er sich da Woche für Woche antut und dass alle Entbehrungen sowieso kaum Würdigung derer findet, denen man dem Anschein nach all seine Anstrengungen widmet. Gut gestellt ist man daher sowieso bestenfalls mit der Selbsterkenntnis, dass man all jenes in Wirklichkeit zur Befriedigung seiner eigenen Gier nach Emotionen, Adrenalin, geilen Erlebnissen sowie für die und mit der Gemeinschaft tut. Wer glaubt, seine eingebrachte Leidenschaft tatsächlich – wie allzuromantisch glorifiziert wird – ausschließlich „für Stadt und Verein“ aufbringen zu müssen bzw. dies zu wörtlich nimmt, dem ist das Buch in der Tat ans Herz zu legen. Allzuernst sollte man jegliche aufgezeigte Alternativvorschläge dennoch nicht nehmen. Andere wiederum regen durchaus zum Nachdenken – zumindest jedoch zum Schmunzeln – an.
In den ersten Kapiteln werden sich sicherlich die meisten an so einigen Stellen wiederfinden. Wer kennt es nicht, dass es völlig außerhalb der eigenen Vorstellungskraft liegt, ein Spiel sausen zu lassen, nur weil eine Hochzeit, ein Geburtstag oder andere niedrige Beweggründe dafür sprechen könnten. So wird dem ein oder anderen Fußballfanatiker amüsant, ironisch, teilweise aber sicherlich durchaus ernst gemeint der Spiegel vorgehalten. Grund zum Grinsen gibt es aber in jedem Fall desöfteren! Dies vor allem, wenn es in den späteren Kapiteln um Alternativen zum übermäßigen Fußballkonsum geht.
Dass gerade das Kapitel rund um die Gründung eines eigenen Vereins aber keineswegs der Fantasie entsprungen, sondern durchaus autobiografisch ist, weiß jeder, der die Vita des Autors kennt. So erfährt die Leserschaft an dieser Stelle so einige Details über die Anfänge des HFC Falke, ohne dass dieser auch nur einmal namentlich genannt wird. Wir erleben einen Exkurs in das deutsche Vereinsrecht, lesen über Dinge, die auf der Hand liegen, erfahren aber mindestens ebensoviel über all jenes, an das man von außen betrachtet sicherlich nicht gedacht hätte. Zumindest, sofern man nicht tatsächlich schon selber einmal einen e.V. ins Leben gerufen hat.
Inwieweit dieses Buch nun also tatsächlich eine Anleitung dafür sein soll oder ob es tatsächlich jemanden dazu bringen wird, seine bisherige bedingungslose und aufopferungsvolle Rolle im Geschäft Profifußball zu überdenken oder gar aufzugeben, sei dahin gestellt. Lesenswert ist es aber allemal – und sei es nur, um einmal über sich selber schmunzeln zu können oder aber auf der anderen Seite festzustellen: Rund um den Fußball hat man trotz allem sicherlich die geilsten Erlebnisse und die größten Emotionen. Vielleicht lehrt das Buch einen jedoch, dieses besser einordnen zu können und den eigenen Horizont zu erweitern.
Erschienen und zu bestellen beim Schwarzkopf Verlag

Die „Blickfang Ultra“-Ausgabe Nr. 39 ist besonders lohnenswert für Freunde der Casual-Subkultur. An dieser Stelle geben wir euch noch einmal einen Einblick in das Doppelinterview mit uns und dem italienischen Label „The Choice“.
Hallo Jungs, danke dass ihr euch die Zeit nehmt uns ein paar Fragen über euer Label zu beantworten. Bevor wir mit Fragen zu der Marke starten, bitten wir euch ein bisschen über eure Person zu reden. Woher kommt ihr und wie kam die Idee auf, ein eigenes Label zu gründen?
Als Kinder dieses Kaffs hier im Rheinland mit den vielen Schornsteinen, diesem leuchtenden Kreuz und dem Fußballverein, den keiner mag, haben wir sicherlich nicht gerade das große Los eines Standortvorteils gezogen, wenn man ein überregionales Label an den Start bringen möchte. Umso erfreulicher ist es, dass die aktiven Leute dann doch ganz gut differenzieren können und wissen, dass Pikobello nicht stellvertretend für irgendeine Szene, sondern eben unter dem gemeinsamen Nenner der Casual-Subkultur agiert. Wir selber halten eh nichts von gekünzelten Rivalitäten und sind noch vom alten Schlag, wo nicht jeder von einem anderen Verein gleich von vornherein als Todfeind angesehen wird. Gerade in der Casualkultur blieb dieses Gedankengut über die Jahre ganz gut in den Köpfen der Leute erhalten. Unsere – auch ganz persönliche – Geschichte hat bereits zu Genüge gezeigt, dass wir mit Gegenwind gut umgehen können und dieses Underdog-Image eigentlich immer schon gerne angenommen und sogar gepflegt haben. Bekanntermaßen wurde ja – viele würden sagen „ausgerechnet“ – hier in unserer Stadt der Grundstein für die Ultra-Kultur in Deutschland gelegt und wir waren seinerzeit maßgeblich daran beteiligt. Die Widrigkeiten eine komplett neue Art des Fandaseins etablieren zu wollen, waren gerade in jener Zeit, als der Fußball und das Drumherum ansich noch wesentlich rauer und verruchter waren, tatsächlich nicht gerade ein Zuckerschlecken. Heutzutage muss sich ein neu gegründeter Fanclub vielleicht innerhalb der eigenen Szene durchbeißen, damals mussten wir wortwörtlich einen komplett neuen Stil durchboxen. Wir lehnen uns sicherlich nicht allzuweit aus dem Fenster, wenn wir uns nicht nur als „Ultras…“ sondern eben auch als „Casuals der ersten Stunde“ bezeichnen. Hier könnte man jetzt natürlich noch ewig weit ausholen und über die Anfänge der deutschen Ultra-Kultur und all das berichten, was wir in all den vielen Jahren erlebt haben und was uns geprägt hat. Bevor hier der Rahmen gesprengt wird, können wir dies bei Bedarf auch gerne einmal gesondert ausführen.
Mode spielte tatsächlich auch immer schon eine Rolle bei uns, auch im Bezug auf das „Stadionoutfit“. Wobei jenes ja Ende der 80er und in den 90ern in Deutschland den Begriff „modisch“ schon fast beleidigt, wenn man sich daran zurückerinnert wie wir mit unseren knallbunten Blue System-Sweatern und Best Company-Pullis mit Waschbär- und Pinguin-Motiven in Übergrößen aufgetreten waren. Darüberhinaus haben wir immer schon die Klamotten für die Fanszene entworfen und produziert und irgendwann reifte dann die Idee mit einem eigenen Projekt zu starten, bei dem man die eigene Kreativität noch einmal ganz anders ausleben kann. Dies war dann letztendlich der Startschuss für Pikobello Casuals.
Erzählt uns etwas über den Namen Pikobello, gibt es spezielle gründe wieso ihr diesen Namen ausgewählt habt? Welche Ziele verfolgt ihr denn mit eurer Marke? Wollt ihr eine Underground Marke bleiben, oder hofft ihr bald im „big business“ mitmischen zu können?
Pikobello als umgangssprachlicher Begriff für „vorzüglich“ oder eben als Synonym für „piekfein“ passt einfach genau zu dem, was wir darstellen wollen. Im Rheinland würde man salopp sagen „tipptopp“. Unser primäres Bestreben ist wie bereits angedeutet das Ausleben der eigenen Kreativität in Verbindung mit der Produktion von qualitativ hochwertigen Klamotten. Dabei spielt Authentizität eine ganz entscheidende Rolle. Wir kreieren genau die Motive, mit denen wir uns selber identifizieren können und oftmals spielen ganz persönliche Einflüsse dort mit rein. So erscheint es auf den ersten Blick vielleicht als nicht als ausgesprochen kreativ eine abgewandelte Trimmy-Figur ins Rennen zu schicken. Wenn man aber weiß, dass es hier bei uns in der Stadt schon seit vielen Jahren eine „Trink Dich“-Tour durch die örtlichen Kneipen unter Verwendung dieser Symbolik gibt, wären wir wieder beim Stichwort Authentizität. Die eigene Geschichte und Selbsterlebtes in neu interpretierten Klamotten und Accessoires aufleben zu lassen, das ist es, was Pikobello ausmacht. So kann man sich in diesem Kontext natürlich auch darüber streiten, ob es tatsächlich „casual“ ist, wenn man eine 800 Euro-Jacke mit einem Turnbeutel kombiniert. In unserem Fall ist es aber einfach so, dass wir in den 80ern eben mit diesen Dingern bepackt mit Adidas Glanzsporthose und Pausenbrot zum Schulsport gegangen sind und wir einfach Bock darauf hatten auch hier die eigene Geschichte noch einmal aufleben zu lassen. Ein weiteres gutes Beispiel ist das „Generation to Generation“-Motiv, welches ja genau unsere eigene Entwicklung darstellt: vom latzhosentragenden jugendlichen Raufbold mit der gehörigen Portion Übermut, über die Zeit, als man sich dann endlich die ersten Chevi-Lederjacken leisten konnte, bis zur Neuzeit. Gleiches gilt für unsere „Helden von Rom“-Shirts. Für uns war der WM-Titel von 1990 immer noch der größte Triumph und das geilste Fußballerlebnis schlechthin. Es standen einfach noch Typen auf dem Platz, die aneckten, Charakterköpfe und keine weichgespülten Musterprofis. So findet sich zu jedem unserer Motive und anderen Artikeln die passende Anekdote.
Wir verfolgen mit unserem Label zunächst einmal nicht zwingend groß angelegte finanzielle Ziele. Jeder, der sich einmal mit der Produktion hochwertiger Klamotten beschäftigt hat und sich dann auch noch vor Augen führt, dass am Ende natürlich auch noch der Fiskus die Hand aufhält, kann sich in etwa vorstellen, was bei einem Shirt unserer Qualitätsansprüche mit kompletter Veredelung made in Germany mit zwölffarbigen Plastisoldruck und all den anderen Nebenkosten am Ende hängen bleibt. Wichtiger ist dabei tatsächlich die ausführlich erklärte autobiografische Komponente. Zudem würden wir uns auch nicht verbiegen oder von unserem Grundkonzept und Selbstverständnis abweichen, nur um den Gewinn zu maximieren oder die Auflage zu erhöhen. Wir werden also weiterhin unseren Weg gehen und harren der Dinge die da kommen.
Wo produziert ihr? Erzählt uns etwas über die Planungsschritte einer neuen Kollektion. Wie läuft das Ganze ab, vom ersten Schritt bis zum finalen Produkt?
Ideen schwirren eigentlich immer genug in unseren Köpfen rum. Wenn wir uns dann konkret dazu entscheiden, diese Gedanken in ein neues Projekt umzusetzen, dann steht als erstes die grafische Ausarbeitung an. Uns persönlich ist es wichtig die eigenen Vorstellungen möglichst in Eigenregie gestalterisch auszuarbeiten und nicht einfach nur extern einzukaufen. Bedeutend ist es für uns natürlich auch genau die Qualität zu liefern, die unseren eigenen Ansprüchen genügt. Es wäre fatal ein „casual affines“ Label zu führen und dann minderwertige Ware anzubieten, von daher achten wir tatsächlich penibel auf die Auswahl der verwendeten Textilien, auch wenn diese dadurch in der Anschaffung gerne mal etwas mehr kosten. Desweiteren versuchen wir möglichst alles „Made in Germany“ oder zumindest innerhalb der EU zu produzieren. So hätten wir natürlich unsere Wollmützen auch für einen Bruchteil der Produktionskosten in China produzieren lassen können, entschieden uns aber letztendlich für einen Betrieb innerhalb Europas, von dem wir von der ausgesprochen guten Qualität seiner Erzeugnisse wussten. Bei vielen Artikeln haben wir sogar die Möglichkeit bei der Produktion mit vor Ort sein zu dürfen, um so unmittelbar die geforderte Qualität überprüfen zu können. Darüberhinaus bekennen wir uns ganz eindeutig zu Attributen wie FairWear/FairTrade und es darf auch gerne Bio-Baumwolle oder klimaneutrale Produktion sein. Denn auch wenn man als kleines Label die Machenschaften einiger großer Textilproduzenten natürlich nicht wirklich verhindern kann, sollte man dennoch mit gutem Beispiel voran gehen.
Erzählt uns bitte auf was ihr achtet, wenn ihr euch privat Klamotten kauft? Was macht eurer Meinung nach ein gutes Label aus? Auf welche Details achtet ihr bei der Erstellung neuer Kollektionen?
Es sollte halt nicht unbedingt immer Mainstream sein. Natürlich haben auch wir ein paar klassische Lacoste-Polos oder Derartiges im Schrank hängen, doch ist das Verlangen nach kreativen Klamotten kleinerer Labels ungleich größer. Gerade hier merkt man oft die Liebe zum Detail. Und wenn es schon die großen Marken sein sollen, dann sind entweder CP oder SI oder Konzepte mit regionalen Produktionsstätten durchaus interessant. New Balance geht ja hier einen guten Weg mit den „Made in USA“ und „Made in UK“-Serien. Auch Lyle&Scott oder Barbour produzieren ja teilweise auch wieder in heimischen Gefilden, das beeindruckt! In letzter Zeit wurden die US Produktionen von Enginereed Garments und Battenwear auch zunehmend interessanter. Nach Plastik stinkende Sachen, die von kleinen Kindern genäht worden sind und keine Wäsche überstehen, braucht kein Mensch. Ein hoher Qualitätsanspruch und die Auswahl an bestenfalls natürlichen Materialien in Verbindung mit top abgestimmter Verarbeitung und Veredelung, das macht ein perfektes Produkt aus und daran müssen sich die Labels messen lassen.
Die komplette Redaktion unseres Heftes ist in Ultra-Gruppen aktiv. Wir denken, dass die Casual-Kultur eine sehr aufstrebende Bewegung in Europa ist. Was denkt ihr darüber und was sind eure Erfahrungen mit der Ultra-Bewegung und ihren Klamottenstyles?
Wir haben hier sicherlich einen ganz guten Einblick, da wir beide Subkulturen – die ja auch ineinander verschmelzen – von Anfang an aktiv begleitet haben. Die in der Vergangenheit signifikanten modischen Unterschiede der Fanszenen in den einzelnen Ländern verschwimmen in den letzten Jahren immer mehr zu einem Einheitsbrei. Der „britische Stil“ hat sich durchgesetzt und bestimmt das Bild in den Kurven. Wenn man bedenkt, dass wir früher mit Latzhosen und bereits eingangs erwähnten knallbunten Sweatern rumgelaufen sind, hat diese Entwicklung aber alles andere als nur negative Seiten. Da einer von uns selber über zwei Jahre in England lebte, hat uns ganz persönlich natürlich dieser Stil noch in einem besonderen Maße geprägt. In Deutschland nehmen derweil auch die regionalen Unterschiede mehr und mehr ab. Früher war die Trefferquote doch recht hoch, wenn man bei Länderspieltouren die Gruppen anhand der Sneakermarke einschätze. Heute klappt dies mit Sicherheit nicht mehr so gut.
Welche Projekte plant ihr für die Zukunft?
Wir haben derzeit schon einige neue Projekte in der Pipeline, die teils kurz vor Fertigstellung, teils aber auch noch Gedankenspiele sind. Über allem steht aber wie gesagt der Qualitätsanspruch. Erst wenn wir sicherstellen können, dass wir eine bestimmte Idee auch zu einhundert Prozent so umgesetzt bekommen, wie wir es uns vorstellen, werden wir das jeweilige Produkt anbieten. Wir würden hier niemals nach dem Motto handeln „einfach machen, die Leute kaufen es eh“. Das würde komplett unserem Konzept widersprechen. Aber keine Sorge, ihr dürft euch auf jede Menge weiteres Zeugs von uns freuen, mehr wollen wir noch nicht verraten.
Zurück zur Ultrabewegung. Was denkt ihr über die Ultraszene in Deutschland und Europa? Habt ihr vielleicht gewisse Vorlieben oder Länder die euch besonders interessieren und am Herzen liegen?
Heutzutage sind die Ultragruppen viel strukturierter und durchorganisierter, als dies früher der Fall war. Als modischer Mensch ist man ja von Natur aus recht penibel und daher ist dieser Teil der Entwicklung durchaus als positiv zu betrachten. Es darf aber halt auch nicht überhand nehmen. Eine gewisse Disziplin ist in so einer Gruppe unabdingbar, aber der Spaß sollte eben auch nicht gänzlich zu kurz kommen. Uns persönlich nervt es darüber hinaus, wenn Ultras die Kurven in einem übertriebenen Maße als Bühne nutzen – vor allem für Dinge, die gar nichts mit Fußball zu tun haben. Klar hat Ultra auch ein Stückweit mit Selbstinszenierung zu tun. Jeder will sich bestmöglich darstellen. Logisch, dass eine schöne Choreo den Verein und/oder die Gruppe huldigt und nicht dafür sorgt, dass ein Spieler schneller läuft. Das ist ja auch alles ok, dennoch muss es auch hier Grenzen geben. Denn alles, was thematisch auf einmal nichts mehr mit Stadt, Verein oder Fußball zu tun hat, hat für uns persönlich dort nichts zu suchen. Politische Profilneurose kann man woanders ausleben, so zumindest unsere Meinung. Generell würden wir uns einfach wünschen, dass der Fußball wieder absolute Priorität erlangt, genau dies verlangen wir ja auch von den Offiziellen und anderen Gremien. Einige scheinen vergessen zu haben, worauf es eigentlich ankommt und wofür wir das Ganze tun.
Wir haben ja das Glück mit unserem Verein fast jedes Jahr international vertreten zu sein und nehmen es sehr dankbar an, diesen schon in dreißig Länder begleitet haben zu dürfen und da wir seit über fünfzehn Jahren erst zwei internationale Spiele verpasst haben, konnten wir uns natürlich auch einen guten Überblick über die Europäische Fanlandschaft machen. Als wir Ende der 80er den Grundstein für die deutsche Ultrakultur gelegt haben und Anfang der 90er dann damit so richtig durchgesartet sind, strahlten natürlich vor allem die italienischen Kurven eine ganz besondere Faszination aus. Leider ist von diesem Glanz der einstigen Vorbilder in den meisten Städten aufgrund der bekannten Faktoren und Umstände zumindest nach Außen hin nicht mehr allzuviel erhalten geblieben. Unglaublichen Support in Griechenland und in der Türkei oder total durchgeknallte Typen in Rumänien und Bulgarien, wir haben alles schon erlebt und alles war auf seine Weise interessant und teilweise beeindruckend.
Vielen Dank für die Antworten, wir haben noch eine letzte Frage, die sicher auch die Leserschaft sehr interessieren wird. Was ist euer Lieblingsaperitif?
Einen Appetitanreger brauchen wir nicht, wir sind immer hungrig: Auf Erfolg, den wir zumindest mit unserem Verein eh nie haben werden. Auf Klamotten, von denen wir schon viel zu viel haben. Auf Suff, gutes Essen, Sport und viele internationale Reisen, von denen man nie genug haben kann. Und natürlich auf neue Projekte, von denen es definitiv noch so einige geben wird.

Mit unserer neuen Interviewreihe „Maßgeschneidert“ wollen wir euch einen Einblick in den Stellenwert der Casual-Subkultur der Kurven, Städten und auch Ländern geben – und das stets aus erster Hand und im immer interessanten Austausch mit bekannten Leuten aus den jeweiligen Szenen. Den Anfang machen wir heute mit jemandem, der sich wie kein anderer Nicht-Italiener mit der dortigen Ultrà-Kultur, aber auch „la dolce vita“ südlich der Alpen auskennt.
Kai Tippmann ist absoluter Experte der Lebensweise in Bella Italia und schreibt darüber in seinem Blog altravita.com Er hat in den letzten Jahren diverse Bücher aus dem Italienischen übersetzt wie “Tifare Contro”, “Cani Sciolti – Streunende Köter” und “Il Teppista – der Rowdy”. Kai ist zudem aus der Italien-Folge der ZDF-Reportage „Verrückt nach Fußball“ bekannt. Er lebt seit 1999 in der Region Piemont und ist Anhänger vom AC Mailand. Im Laufe der Zeit hat der gebürtige Berliner Freundschaften in vielen italienischen Kurven geschlossen, sich Akzeptanz erarbeitet und konnte somit tiefe Einblicke in die italienische Fankultur gewinnen.
Der Italiener als solches hatte ja immer schon den Ruf, besonders großen Wert auf ein modisch schickes Auftreten zu legen. War dies in den Fankurven auch von je her ein Thema oder prägte in den vergangenen Jahrzehnten noch vornehmlich der klischeehafte „Italo-Ultra-Look“ mit Bomberjacke und Seidenschal das Bild?
Italienische Kurven waren noch nie so „northfaceisiert“, wie manche deutsche Szenen, d.h. durch einen bestimmten Style oder eine bestimmte Marke charakterisiert. Klar gab es Gruppen, die sich durch beispielsweise Bomberjacken hervortaten, „Eskimos“ oder Insignien anderer Subkulturen, aber das sind eher Phänomene der Vergangenheit. Grundsätzlich gilt aber, dass der Italiener schon sehr großen Wert auf sein Aussehen legt, Ultras sind da keine Ausnahme. Und so findet man in vielen Kurven natürlich Fred Perry, 300 Euro-Sonnenbrillen, die allfälligen Sneaker oder deutliche Anlehnungen an den britischen Casual-Style. Trainingshosen oder Bauchtaschen sind weniger verbreitet, aber man zieht sich gern gut an und der Auftritt darf auch etwas kosten. Ich weiß von einer befreundeten deutschen Szene, die einen Auftritt der Milanisti in der Heimatstadt mit einem bewundernden „Mensch, gegen die sehen wir richtig Asi aus“ kommentierten.
Heutzutage scheint die italienische Szene ganz weit vorne zu sein in Sachen Casual-Subkultur. Wann begann dieser Trend und welche Szenen waren hier Vorreiter?
Es gab in Italien nie eine Trennung von Ultrà und Hooligan, d.h. es gab immer nur Ultrà und keine Hooligans, so dass die sportlicheren Vertreter der aktiven Fans britische Stilelemente übernahmen. So etwas gab es schon immer in den allermeisten Szenen. Vorreiter war hier sicherlich Hellas Verona, die sich von Anfang an nach England orientierten und schon in den 70ern Mode, Gesänge und Freizeitgestaltung von den Chelsea Headhunters nach Italien importierten und bis heute einen sehr englischen Stil pflegen. Aber ich glaube, einen Mr. Enrich findet man in jeder italienischen Kurve.
Die italienischen Gruppen wirken auf Außenstehende zu einem großen Teil eben auch politisch engagiert. Spielt in eher politisch-neutralen Szenen die Casual-Kultur eine größere Rolle, als sie es beispielsweise in extrem linken oder auch rechten Gruppen tut? Gibt es Städte und Gruppen, in denen der Casual-Stil bis heute wenig oder keine Rolle spielt?
Die Kurven sind seit jeher regional sehr verschieden. Zusätzlich zum oben gesagten könnte ich hier aber nur meine Ahnung einfügen, dass die wenigen explizit links orientierten Gruppen in der Mehrheit etwas anders aussehen. Trotzdem denke ich, dass man im schicken Polo, guten Sportschuhe oder Burberry-Karo in jeder italienischen Kurve eine gute Figur macht.
Italien ist die Nation der Modedesigner. Obwohl es innerhalb des Landes einen großen Fundus an hochwertigen Labeln gibt, eifern auch dort die Jungs augenscheinlich dem britischen Stil nach. Verschmelzt ganz Europa zu einem Mode-Einheitsbrei oder ist man auf dem Stiefel immer noch besonders stolz auf die eigene Mode?
Ich persönlich finde den Jogginghose/Bauchtasche/Northface-Einheitsbrei verschiedener deutscher Gruppen langweiliger (auch wenn ich natürlich den praktischen Aspekt nicht verleugnen kann). Ansonsten findet in Italien neben Fred Perry und Burberry natürlich auch sehr viel Gucci oder Dolce Gabbana statt. Ich sehe hier keine Gefahr einer modischen Monokultur. Und ich wiederhole mich da gern: Italiener, so auch Kurvenfans, legen hohen Wert auf ihr Äußeres und sie können das auch besser als eine Nation, die im Ausland eher dafür bekannt ist, Socken in die Sandalen zu ziehen.
Die italienische Szene hat mit diversen Problemen zu kämpfen. Repressionen, „Tessera del Tifoso“, Rassismusvorwürfe, halbleere Stadien. Geht es nur in Sachen Casual-Kultur aufwärts oder tut sich auch sonst wieder Positives in den Kurven?
Hier und da kann man tatsächlich manchmal den Eindruck haben, es geht punktuell aufwärts. Mancherorts ist die lokale Polizei etwas weniger restriktiv eingestellt, andernorts spielt vielleicht die Mannschaft gerade eine herausragende Saison. Ich halte es aber für zu früh um einschätzen zu können, ob das nicht nur eine dead cat bouncing ist.

Das neue Pikobello Pint Glas war einmal mehr ein Projekt, auf das wir selber richtig Bock hatten. Original Gläser aus England, ein deutsches mittelständisches Unternehmen sorgt für die passende Veredelung mit stilechter Gravur und heraus kommt ein feines, hochwertiges Produkt – alles ganz in unserem Sinne und nach der Pikobello-Philosophie. Viel Spaß damit und Cheers!
Feb09
PIKOBELLO Hunting Squad

Barbour-Jacke, Aqua-Schal, Flinte im Anschlag, treuer Begleiter auf vier Pfoten an der Seite und natürlich den brandneuen PIKOBELLO Bucket Hat aufgesetzt – das perfekte Outfit! 100% Waxed Cotton, Canvas Fabric, PIKOBELLO Casuals Genuine Leather Patch, soft floral inner Fabric, um nur einige Merkmale zu nennen. Mit dieser stilvollen Kopfbedeckung erfüllen wir einige Wünsche, sind aber auch von Beginn nicht ganz uneigennützig an die Sache heran gegangen.

Hey mates, have a look! Pikobello is working on new projects…

Samstag, Spieltag, werft euch in Schale! Wir wünschen allen gutgekleideten Menschen ein schickes Wochenende…

Übrigens: Unsere T-Shirts sind nicht nur qualitativ mit das Beste, was der Markt derzeit hergibt, sondern auch durchweg unter Berücksichtigung fairer Arbeitsbedingungen produziert – und zwar von den Textil-Rohstoffen bis hin zur finalen Fertigstellung! So hat sich unser Textillieferant den Grundsätzen der “Fair Wear Foundation” verpflichtet, die einen speziell für die Bekleidungsindustrie aufgestellten Verhaltenskodex eingeführt hat und dessen Einhaltung überwacht. Die Veredelung der Shirts ist zudem 100% made in Germany! So verdorben ist das Innere dann also doch nicht…

Es ist vollbracht! Alle bestellten und bezahlten Shirts sind mittlerweile auf dem Weg zu ihren neuen Besitzern. Ihr könnt euch also auf den morgigen Besuch des GLS-Boten freuen!